Umweltbewusst fotografieren: Die Bedeutung von „Leave No Trace“

In Zeiten von Social Media sehen wir täglich unzählige atemberaubende Naturaufnahmen – oft mit Menschen mittendrin. Von Wasserfällen bis hin zu Berggipfeln versetzen uns diese Bilder an ferne Orte und wecken den Wunsch, sie selbst zu erleben – und natürlich auch unser eigenes episches Foto zu schießen. Doch dieser Drang nach spektakulären Aufnahmen führt immer häufiger dazu, dass ethische und sogar gesetzliche Grenzen überschritten werden. "Instagram-Tourismus" hat längst Auswirkungen auf die Natur – und wir als Fotograf*innen haben die Verantwortung, dem bewusst entgegenzuwirken.

Wenn wir Menschen oder Produkte in spektakulären Landschaften dokumentieren, sollten wir nicht nur die Schönheit der Natur festhalten, sondern sie auch respektieren. In diesem Blogpost erfährst du, wie du die "Leave No Trace"-Prinzipien in deine Fotografie integrieren kannst, um achtsam mit der Umwelt umzugehen und sicherzustellen, dass diese Orte auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben.

ok, aber Was bedeutet "Leave No Trace"?

Das "Leave No Trace"-Prinzip ist ein Verhaltenskodex für alle, die sich in der Natur aufhalten, sei es zum Wandern, Campen oder Fotografieren. Im Kern geht es darum, die Natur mit Respekt zu behandeln, den eigenen Einfluss so gering wie möglich zu halten und sicherzustellen, dass diese einzigartigen Landschaften auch für kommende Generationen erhalten bleiben.

Wie Social Media unsere Natur beeinflusst

Wir alle kennen sie – diese Fotos, bei denen wir uns fragen: "Wie um alles in der Welt haben die das aufgenommen?" Häufig lautet die Antwort leider: durch Missachtung von Schildern wie "Betreten verboten" oder "Naturschutzgebiet". Das ist nicht nur rechtlich riskant, sondern kann auch schwerwiegende Folgen für die Umwelt haben.

Ich selbst habe bereits unzählige Orte besucht, die ich zuvor auf Instagram gesehen hatte und weshalb ich in erster Linie dort hin gereist bin. Natürlich auch mit der Vorstellung so ein “Banger”-Foto zu schießen. Am Spot angekommen, dann oft die Enttäuschung: in 7 von 10 Fällen war es nicht möglich, diese Bilder nachzustellen, weil der Bereich abseits des Aussichtspunkts abgesperrt war. Ich wette, du kennst dieses Gefühl der Enttäuschung, wenn die Foto-Erfahrung nicht so ausfällt, wie erhofft und so war es auf Reisen in touristische Gebiete für mich oft. Inzwischen reise ich nicht mehr mit so hohen Erwartungen an überfüllte Orte und meine Erfahrungen ließen mich extrem umdenken.

Zurück zu den Absperrungen: Warum sind inwzischen viele Orte nicht mehr zugänglich und umzäunt? Bestimmt nicht, um die Aussicht zu verwehren, sondern um empfindliche Ökosysteme vor den Folgen menschlicher Eingriffe zu schützen. Diese Barrieren erinnern uns daran, dass manche Orte am besten aus der Distanz bewundert werden sollten, damit wir sie noch lange bestaunen können

Leider trägt Social Media oft dazu bei, das überschreiten von Grenzen zu normalisieren. Denn, natürlich möchte jeder das beste Bild von einem tollen Ort. In den meisten Fällen ist man ja zum ersten und letzten mal dort und sobald man den Spot von der Bucket List gestrichen hat, kann es einem ja egal sein. So denken vermutlich die meisten und je häufiger wir Bilder von Menschen an nicht zugänglichen oder geschützten Orten sehen, desto eher entsteht der Eindruck, dass es völlig in Ordnung ist, solche Regeln zu missachten. Deshalb liegt es an uns, ein Bewusstsein für nachhaltige Fotografie zu schaffen und Verantwortung für unser Handeln zu übernehmen.

 

Tipps für nachhaltige Naturfotografie

1. Hinterlasse keine Spuren:

Bleibe auf markierten Wegen, um der Natur nicht unnötig zu schaden. Viele empfindliche Ökosysteme können durch einen einzigen Fußtritt Schaden nehmen, der Jahre oder sogar Jahrzehnte braucht, um sich zu regenerieren. Indem du dich an die vorgegebenen Pfade hältst, schützt du nicht nur die Landschaft, sondern trägst auch dazu bei, dass diese Orte für alle zugänglich und unberührt bleiben. So stellst du sicher, dass auch künftige Generationen diese Landschaften in ihrer ursprünglichen Schönheit erleben können.

2. "Betreten verboten" heißt wirklich "Betreten verboten":

Ignoriere keine Absperrungen oder Warnschilder. Sie sind nicht da, um dich zu ärgern, sondern um sensible Natur zu schützen und Unfälle zu vermeiden. In vielen Fällen handelt es sich um Schutzmaßnahmen für gefährdete Pflanzen, Erosionsgebiete oder Nistplätze seltener Tiere. Zudem sind einige Gebiete aus Sicherheitsgründen gesperrt, weil es dort abrutschende Felsen, ungesicherte Steilhänge oder unvorhersehbare Wetterbedingungen gibt. Wenn wir diese Sperrungen respektieren, bewahren wir nicht nur die Natur, sondern auch uns selbst vor möglichen Gefahren.

3. Hinterlasse keinen Müll:

Nimm alles wieder mit, was du mitgebracht hast – von Equipment bis hin zu Verpackungen. Vermeide es, Abfälle liegen zu lassen, selbst wenn sie vermeintlich biologisch abbaubar sind. Besonders Konfetti oder andere dekorative Elemente haben in der Natur nichts zu suchen. Auch biologisch abbaubares Konfetti aus Reispapier bleibt ohne Regen lange sichtbar und wird zur Belastung für die Umgebung. Nutze stattdessen natürliche Materialien oder verzichte ganz auf künstliche Deko.

4. Informiere dich im Voraus:

Bevor du eine Location besuchst, recherchiere die lokalen Regeln und Vorschriften. Gibt es Sperrzonen? Brauchst du eine Genehmigung? Gibt es saisonale Einschränkungen? Manche Gebiete sind nur zu bestimmten Zeiten zugänglich, etwa zum Schutz von Brutplätzen oder zur Regeneration der Natur. Auch kann es Einschränkungen bezüglich Drohnenflügen oder kommerziellen Fotoaufnahmen geben. Wer sich vorher informiert, vermeidet nicht nur Probleme vor Ort, sondern trägt aktiv dazu bei, die Natur und ihre Bewohner zu respektieren.

5. Respektiere Wildtiere:

Halte Abstand und greife nicht in das natürliche Verhalten von Tieren ein. Füttere sie nicht und versuche nicht, sie anzulocken. Wildtiere, die sich an Menschen gewöhnen, verlieren oft ihre natürlichen Instinkte und können in Gefahr geraten. Nutze ein Teleobjektiv, um respektvolle und eindrucksvolle Aufnahmen zu machen, ohne die Tiere zu stören.

6. Verändere keine Landschaften:

Rücke keine Steine zurecht, reiße keine Pflanzen aus und hinterlasse die Umgebung so, wie du sie vorgefunden hast. Auch das Entfernen von Ästen oder das Umstellen von Naturmaterialien für ein "besseres" Foto kann langfristige Folgen für das Ökosystem haben.

7. Sei rücksichtsvoll gegenüber anderen:

Die Natur gehört allen. Respektiere andere Besucher*innen, teile Aussichtspunkte und halte die Lautstärke gering. Deine Kamera macht dich nicht wichtiger als andere. Verzichte darauf, mit großen Setups lange Orte zu blockieren, und ermögliche es allen, die Landschaft zu genießen.

8. Setze ein Zeichen:

Als Fotograf*in hast du eine Plattform, um auf die Bedeutung von Naturschutz aufmerksam zu machen. Erzähle die Geschichten hinter deinen Bildern und erkläre, warum der Schutz dieser Orte so wichtig ist. Nutze deine Stimme, um nachhaltiges Verhalten zu fördern und andere zu sensibilisieren.

9. Vermeide Geotags in sensiblen Gebieten:

Besonders fragile Ökosysteme können durch eine plötzliche Zunahme von Besucher*innen Schaden nehmen. Überlege dir gut, ob es wirklich notwendig ist, den exakten Standort deines Fotos zu teilen. Alternativ kannst du nur die Region oder das Land taggen, um die Natur vor übermäßigem Tourismus zu schützen.

Fazit:

Indem wir die "Leave No Trace"-Prinzipien in unsere Arbeit integrieren, werden wir als Fotograf*innen zu kleinen Beschützer*innen der Natur. Wir hinterlassen nur unsere Fußspuren – und nehmen dafür Erinnerungen und einzigartige Aufnahmen mit nach Hause. Unsere Verantwortung geht über das bloße Fotografieren hinaus: Wir können andere inspirieren, es uns gleichzutun und einen respektvollen Umgang mit der Natur vorzuleben. Denn jede Entscheidung, die wir als Fotograf*innen treffen, hinterlässt Spuren – entweder in der Natur oder in der Art, wie wir unsere Werte weitergeben. Lassen wir uns dafür entscheiden, Spuren der Achtsamkeit zu hinterlassen.

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Von der Schwäche zur Stärke: Warum ich meine Introvertiertheit heute mehr wertschätze.

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